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Der Einsatz an Silvester an der Vorderen Abfahrt. (Foto: Markus Leitner/BRK BGL)

Urlauber rutscht am Predigtstuhl über Altschnee ab

Bayerisch Gmain – Ein 59-jähriger Urlauber aus Nordrhein-Westfalen hat am frühen Samstagnachmittag (30. Dezember) im Abstieg von der Schlegelmulde über die Vordere Abfahrt auf der winterlichen Nordostseite des Predigtstuhls im Lattengebirge im harschigen und vereisten Altschnee den Halt verloren und ist geschätzte 50 Meter durch den Steilhang abgerutscht. Er verletzte sich zwar schwer am Brustkorb und Unterarm, hatte dennoch Glück im Unglück, da er unmittelbar vor einer Wandstufe liegen geblieben und nicht weiter tödlich abgestürzt war.


Der Unfall passierte, als der Mann einen Wanderstock bergen wollte, der kurz zuvor seinem 24-jährigen Sohn über den schneebedeckten Steilhang hinabgefallen war.

Der 24-jährige Sohn konnte seinen Vater geländebedingt weder erreichen noch auf den Steig zurückbringen und setzte deshalb gegen 13.45 Uhr bei der Integrierten Leitstelle Traunstein (ILS) einen Notruf ab, die die Bergwachten Bad Reichenhall und Freilassing und den Traunsteiner Rettungshubschrauber »Christoph 14« alarmierte. Die Heli-Besatzung setzte nach einem kurzen Suchflug mit der Rettungswinde zunächst einen Bergretter beim Verunfallten und dann den Notarzt oberhalb beim Sohn ab, die die beiden Männer im absturzgefährlichen Steilgelände in Rettungssitzen sicherten, sodass sie der Heli mit der Winde aufnehmen und zum Zwischenlandeplatz ausfliegen konnte, wo der Arzt den 59-Jährigen untersuchte und weiter notfallmedizinisch versorgte, bevor ihn eine Rettungswagen-Besatzung des Berchtesgadener Roten Kreuzes (BRK) in die Kreisklinik Bad Reichenhall einlieferte. Acht Bergretter waren gute zwei Stunden im Einsatz.

Missglückte Hochstaufen-Zwiesel-Überschreitung

Am Samstagnachmittag brauchte dann kurz nach 16 Uhr ein 33-jähriger Urlauber aus Nordrhein-Westfalen Hilfe, der bereits um 5 Uhr in der Früh über die Steinernen Jager zu einer winterlichen Hochstaufen-Zwiesel-Gratüberschreitung aufgebrochen war, dann aber zwischen Mittelstaufen und Zennokopf auf Höhe der Roßkarscharte den Steig verloren hatte und schließlich rund 50 Meter unterhalb des Mittelstaufensteigs frierend und nach der langen und anspruchsvollen Tour erschöpft im weglosen Gelände festsaß. Die Besatzung des Münchner Polizeihubschraubers »Edelweiß 5« war gerade noch für die Bergwacht Berchtesgaden nach dem Abgang der Gleitschnee-Lawine an der Jenner-Bergstation im Einsatz (wir berichteten) und flog direkt weiter nach Bad Reichenhall, nahm am Flatscher-Reindl im Nonner Unterland eine Bergretterin auf und setzte sie nach kurzer Suche per Winde an der Einsatzstelle ab, wo sie den frierenden, aber unverletzten jungen Mann in einem Rettungssitz sicherte, sodass ihn der Heli im letzten Tageslicht mit der Winde aufnehmen und ins Tal fliegen konnte. Neun Reichenhaller Bergretter waren knapp über eine Stunde im Einsatz und bereiteten sich wegen der einsetzenden Dunkelheit auf eine eventuelle bodengebundene Rettung vor.

Schwestern aus München sitzen im Altschnee fest

An Silvester setzten zwei Schwestern (18 und 24 Jahre alt) aus München gegen 12.30 Uhr einen Notruf ab, da sie im Aufstieg über die Vordere Abfahrt in die Schlegelmulde am Predigtstuhl rund 100 Meter unterhalb des Felsentors ohne Grödel oder Steigeisen mit dem in der Trittspur vereisten Altschnee überfordert waren. Die jungen Frauen versuchten zunächst noch durch den abseits des Steigs weicheren Schnee in direkter Linie weiter in Richtung Predigtstuhl-Gipfel aufzusteigen, gaben dann aber nach einer halben Stunde auf. Die Bergretter aus Bad Reichenhall und Freilassing fuhren mit der Predigtstuhlbahn hinauf und stiegen dann über die Schlegelmulde zu den jungen Frauen ab. Da kleinere Nassschneerutsche durch den Hang abgingen, die 24-Jährige bereits leicht unterkühlt war und große Angst hatte, forderte der Einsatzleiter zusätzlich einen Heli an, wobei die Leitstelle den Pongauer Notarzthubschrauber »Martin 1« schickte, da alle anderen Helis im Umkreis aufgrund des schönen Wetters bereits bei anderen Einsätzen gebunden waren. »Martin 1« nahm zunächst in Bayerisch Gmain einen ortskundigen Reichenhaller Bergretter auf und lotste die Bodenmannschaft dann aus der Luft zu den beiden Schwestern. Die Bergwacht baute Seilgeländer auf und sicherte das Duo in Rettungssitzen, sodass sie »Martin 1« in einem Aufzug ans Tau nehmen und zum Zwischenlandeplatz ausfliegen konnte. Die auf der schattigen Nordostseite bereits leicht unterkühlte 24-Jährige kam dann zur weiteren Untersuchung und Behandlung in die Kreisklinik Bad Reichenhall. Zehn Bergretter waren gute zweieinhalb Stunden gefordert. fb