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Gebietsbetreuerin Julia Werner informiert Winterwanderer über Raufußhühner und naturverträgliches Verhalten. (Foto: Biosphärenregion Berchtesgadener Land)

Bedrohte Raufußhühner

Ramsau – Mit einem Informationsstand zu Raufußhühnern waren die Gebietsbetreuung und die Biosphären-Ranger zum Aktionstag des Deutschen Alpenvereines (DAV) »Natürlich auf Tour« am Hochschwarzeck. Mit dem Aktionstag soll auf störungssensible Wildtiere zur Winterzeit aufmerksam gemacht werden – und über naturverträgliches Verhalten im Gelände informiert werden.


Störungssensible Wildtiere wie Auer- und Birkhühner sind insbesondere zur kalten Jahreszeit auf Störungsfreiheit angewiesen. Denn jede Störung bedeutet für die Hühner Stress und Energieverlust – sei es durch natürliche Fressfeinde oder durch querfeldeingehende Winterwanderer, Schneeschuhgeher oder Skitourengeher, wenn sie – insbesondere im Wald –, abseits der ausgewiesenen Wege gehen.

Raufußhühner sind an die kalten, rauen Bedingungen in der Bergwelt angepasst – und ihr gesamter Organismus und ihr Verhalten ist, besonders im Winter, auf Energiesparen ausgerichtet: Sie haben etwa ein wärmeisolierendes Federkleid aus doppelten Federn, das bis zu den Zehen reicht. Im Winter bewegen sie sich zudem möglichst wenig, verstecken sich gut getarnt oder graben sich zum Schlafen nachts in Schneehöhlen ein, in denen es selbst bei tiefsten Temperaturen noch angenehm »warm« für die Hühner ist. Am besten geht das in Pulverschnee.

Diese Anpassungen haben die Hühner auch bitter nötig. Denn gerade zur kalten Jahreszeit haben sie nur wenig Energie zur Verfügung. So besteht ihre karge Winternahrung größtenteils aus Tannennadeln. Um genügend Energie zu sammeln, verbringen Raufußhühner den Großteil der kurzen Wintertage damit, auf Nahrungssuche zu gehen und zu fressen.

Werden sie bei ihrer Nahrungsaufnahme gestört und müssen fliehen, bedeutet das für sie Energieverlust. Jede Flucht ist sehr anstrengend. Noch dazu fliehen zum Beispiel Birkhühner oft, indem die schweren Vögel hangabwärts fliegen. Im Anschluss brauchen die Hühner viel Zeit, um den Hang wieder hoch zu gehen. Diese Zeit fehlt ihnen nun für die Nahrungsaufnahme. Diesen Energieverlust können die Hühner mit ihrer kargen Nahrung nur schwer ausgleichen. Wenn sie den Winter überleben und nicht verhungern, kann dennoch der Fortpflanzungserfolg der geschwächten Hühner im darauffolgenden Frühling gefährdet sein. Denn auch für die kräftezehrende Balz, für Brutzeit und Jungenaufzucht benötigen die Hühner viel Energie – und entsprechende Energiereserven.

Raufußhühner sind in Deutschland sehr selten geworden – Auerhuhn und Birkhuhn etwa sind vom Aussterben bedroht. Im Berchtesgadener Land gibt es sie noch – wie zum Beispiel am Hochschwarzeck, wo einige Auerhühner vorkommen. Dabei ist das Hochschwarzeck beziehungsweise der Götschenstock mit seiner zentralen Lage inmitten der umliegenden Gebirgsstöcke ein wichtiger Trittstein für das Auerhuhnvorkommen im Berchtesgadener Land. Würde hier der lokale Auerhuhnbestand wegfallen, würde das den genetischen Austausch zwischen den umliegenden Gebirgsstöcken erschweren oder sogar verhindern – und letztlich das Auerhuhnvorkommen im Landkreis gefährden.

Das hilft, um Störungen zu vermeiden:

• Wanderer sollten auf den Wegen und ausgewiesenen Wanderrouten bleiben und die, durch den DAV ausgewiesenen, Wald-Wild-Schongebiete achten. Hier gilt es, diese Gebiete zur Winterzeit nicht zu betreten. Wo sich die Gebiete befinden, ist beispielsweise unter alpenvereinaktiv.com, in Outdoor-Apps wie Outdooractive (über den Karten-Reiter »Winter«, »Hinweise und Sperrungen«) oder Komoot sowie auf den topografischen Karten des DAV ersichtlich.

• Auch sollten Touren nicht in der sensiblen Dämmerungszeit oder in der Nacht stattfinden.

Die Gebietsbetreuung, die Biosphären-Ranger und das Umweltbildungsteam des Nationalparks Berchtesgaden informieren in den kommenden Wochen am Hochschwarzeck noch an mehreren ausgewählten Tagen über Raufußhühner und naturverträgliches Verhalten. Weitere Informationen und Fragen per E-Mail an gebietsbetreuung@lra-bgl.de. fb

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