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Die Drei Zinnen waren das Ziel der Alpenüberquerung, die Franz Hell aus Marquartstein in Eigenregie zusammengestellt hat. (Fotos: Hell)
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Auch am Ellmauer Halt – mit 2341 m der höchste Gipfel im Wilden Kaiser – waren Stefan Maier (links) und Franz Hell.

Alpenüberquerung in Eigenregie

Franz Hell war immer wieder fasziniert von verschiedenen Berichten über Alpenüberquerungen. »Ich wollte aber nicht den vorgegebenen und viel begangenen Routen der meisten Anbieter folgen. So kam bei einer Bergtour zur Hochplatte die Idee auf, eine neue Route zwischen zwei markanten Bergen und zwar der Kampenwand und den Drei Zinnen zu suchen – möglichst auf gerader Linie«, erzählte der Marquartsteiner. Gesagt, getan.


Ursprünglich waren zwölf Etappen geplant. Es kam allerdings anders. Franz Hell machte sich im Spätsommer zusammen mit Stefan Maier, beide schon 68 Jahre alt, auf den Weg. Kurz vor Schluss mussten die beiden ihre Tour unterbrechen. Hell setzte sie im Spätherbst alleine fort. Letztlich waren es elf Etappen, 234 km Strecke mit 14 800 Höhenmeter im Anstieg und 14 000 Höhenmeter im Abstieg. »Und das wie geplant alles zu Fuß und ohne Bus oder Taxi.«

Erste Etappe: Der Start war um 6 Uhr morgens am Parkplatz der Hochplattenbahn. Bei bestem Wetter ging es auf den Friedenrath – es war der erste Gipfel der Tour. Es ging weiter über die Piesenhauser Hochalm auf die Kampenwand (1664 m). »Angekommen in der hinteren Dalsenalm stand uns noch der Aufstieg auf den Weitlahnerkopf bevor«, erzählte Hell. »Der Kaffee und die Radler an der Rossalm taten da sehr gut.« Nach einer knappen Stunde hatten die beiden dann auch den Geigelstein (1808 m) erreicht und es ging nur mehr abwärts zur Priener Hütte. »Im Nachhinein betrachtet war es sicher einer der anstrengendsten Tage der gesamten Tour.«

Zweite Etappe: Um 8 Uhr ging's mit dem Ziel Stripsenjochhaus los. Wohlweislich war das eine kürzere und leichtere Strecke nach den Strapazen des Vortags. Am Walchsee angekommen lud das herrliche Wetter zu einem Kaffeestopp an der Uferpromenade ein. Aber bald ging es wieder aufwärts durch das leicht ansteigende und wunderschöne Habersautal zur Mittagsbrotzeit an der Feldalm mit Kaserei. Knappe zwei Stunden waren es noch bis zum Stripsenjochhaus unter den beeindruckenden Wänden von Totenkirchl und Fleischbank.

Dritte Etappe: Nach einem kurzen Abstieg Richtung Hans-Berger-Haus ging es steil hinauf zum Kopftörl (2050 m). »Kurz vor der Scharte entging Stefan gerade noch einem Steinhagel. Ein paar Meter weiter hätte es böse ausgehen können.« Es folgte ein Abstieg zum Gamsjägersteig. Der höchste Punkt an diesem Tag hieß Ellmauer Halt – mit 2341 m der höchste Gipfel im Wilden Kaiser. Das Tagesziel war damit aber noch nicht erreicht. »Wir hatten noch drei Stunden, teilweise auf Asphalt, zu gehen, bis wir unser Hotel im Süden von Ellmau erreichten. Aber wir hatten uns ja vorgenommen, die gesamte Strecke zu Fuß zu gehen. Da lässt sich Asphalt halt manchmal nicht vermeiden.«

Vierte Etappe: Tag vier war einfacher, allerdings fanden die beiden Bergsteiger zunächst den Steig nicht. Dennoch erreichten sie den Scheitelpunkt der Etappe (1420 m) unter dem Rauen Kopf. Kurze Pause – und dabei wurden wieder Blaubeeren gegessen. Beim Abstieg am Sonnberg stach ihnen ein wunderschönes altes Bauernhaus ins Auge. Der Bauer, der gerade nach Hause kam, fing gleich an zu erzählen. Das Anwesen stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist weitgehend im Urzustand erhalten. Dann ging es weiter nach Kirchberg im Brixental. Zwei Stunden Fußmarsch, meistens an der Aschauer Ache entlang, lagen noch vor den beiden, bevor sie die Oberlandhütte am südlichen Ortsrand von Aschau erreichten.

Fünfte Etappe: Wieder war es ein heißer Tag. »Und so waren wir froh, dass wir die meiste Strecke bis zur Geigenscharte (2020 m) im Schatten des Großen Rettensteins gehen konnten.« Bei der Steineralm trafen die Wanderer auf viele Touristen, die mit E-Bikes oder dem Hüttentaxi ankamen. Weiter ging es nach Krimml. Vorbei an der schönen und ganz aus Holz erstellten Taubensteinkapelle ging es in einem ständigen Auf und Ab an den Südhängen oberhalb des Salzachtales entlang bis zum dortigen Hotel. Das Besondere an diesem Tag: »Unsere Frauen brachten uns frische Wäsche, die wir nach den ersten Tagen, in denen wir viel geschwitzt haben, gut gebrauchen konnten.«

Sechste Etappe: Mit dem Weg zur Warnsdorfer Hütte lag eine der landschaftlich schönsten Abschnitte der Tour vor den Wanderern. »Schon der Aufstieg an den Krimmler Wasserfällen ist immer wieder beeindruckend, genauso wie das sanft ansteigende Krimmlertauerntal. Lediglich die vielen Autos auf der Straße zum Krimmler Tauernhaus waren etwas lästig.« Hier wie auch auf den folgenden Etappen waren auch die Folgen des Klimawandels zu sehen. Seien es die seitlichen Muren im Talverlauf oder das stark zurückgegangene Krimmlerkees, das man an diesen heißen Tagen ausbluten sah. Herzlich empfangen wurden die beiden von den netten Wirtsleuten auf der gemütlichen Warnsdorfer Hütte.

Siebte Etappe: Zunächst ging es runter ins Krimmler Tal und dann den steilen Anstieg rauf zur Birnlücke. »Eine schweißtreibende Angelegenheit, denn es war schon wieder sehr warm.« Der Abstieg ins Ahrnthal war nicht minder steil und anstrengend – und das mit einem 10 kg schweren Rucksack. Auf der Hochebene der Lahneralm trafen sie auf eine teilweise frisch vermurte Almfläche. »Freiwillige waren gerade dabei, wieder einen Weg durch das Geröll herzustellen.« Nach einer Mittagsbrotzeit an der Adleralm ging es wieder aufwärts ins Windtal mit dem Ziel Lenkjöchlhütte, eine kleine Hütte. »Das Abendessen aus der gemeinsamen Pfanne war ungewohnt, aber köstlich.«

Achte Etappe: Nach einem frühen Frühstück ging es weiter Richtung Ahrner Kopf. »Ein Gipfel musste schon wieder einmal sein«, lachte Hell. Mit 3046 m war's auch der höchste Punkt der Tour. Ging der Weg in alten Karten noch teilweise über Gletscher, so hängen heute nur noch Reste als Hängegletscher unter der Rötspitze. Die letzten 150 Höhenmeter zum Gipfel waren ein aufgetauter Schutthaufen. »Dafür war das Panorama umso schöner.« Weiter führte der Weg über das vordere Umbaltörl in das Umbaltal. »Beeindruckend war der Rückblick auf die Dreiherrnspitze mit dem Umbalkees. Auch hier floss das graubraune Gletscherwasser in großen Mengen in der Isel gen Tal. Waren wir bis zur Clarahütte alleine unterwegs, trafen wir hier wieder auf die Tagestouristen, aber es gab auch auf eine gute Bewirtung.« Nach einem kurzen Abstieg folgte der schon fast obligatorische Gegenanstieg zur Neuen Reichenbergerhütte. Erst entlang steil abfallender Hänge ins Dabertal und dann immer flacher werdend zur Hütte am Bödensee.

Neunte Etappe: Ein langer Abstieg ins Defreggental stand den beiden zunächst bevor. Der weitere Weg führte sie im Auf und Ab entlang der Südhänge des Defreggentals in westlicher Richtung nach Maria Hilf, dort stand die Mittagspause auf dem Plan. Gestärkt ging es danach wieder aufwärts Richtung Gsieser Törl. Die erste Stunde in steilen Kehren bis zur Lappachalm war schweißtreibend. Die schwüle Luft kündigte schon den bevorstehenden Wetterumschwung an. Über eine Art Hochmoor führte der weitere Weg hinauf zum Sattel. Dort angekommen tat sich erstmals der Blick Richtung Südtiroler Dolomiten auf. Es standen noch zwei Stunden Abstieg bevor und Stefan Maier hatte immer größere Probleme mit den Knien. »In St. Magdalena angekommen berieten wir, wie es weiter gehen soll. Stefans Knie wollten nicht mehr so recht und für die nächsten Tage war schlechtes Wetter vorhergesagt. Daher entschlossen wir uns, schweren Herzens die Tour zu unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt zu vollenden.« Am Folgetag traten sie die Heimreise mit Bus- und Bahn an.

»Leider wurde es mit den Knien von Stefan nicht wirklich besser, sodass für ihn die Fortsetzung der Tour zumindest in diesem Jahr nicht mehr möglich war.« Hell entschloss sich aber dazu, »die letzten Etappen allein zu gehen«. Im Herbst – es war Mitte Oktober – brach er erneut auf, weil aber die Hütten zu diesem Zeitpunkt schon geschlossen hatten, wurden aus den letzten drei Etappen zwei mit Übernachtung im Hotel. »Meine Frau brachte mich jeweils zum Ausgangspunkt und holte mich am Zielpunkt wieder ab.«

Zehnte Etappe: Ausgehend von St. Magdalena ging es Richtung Toblach über die Tscharnied Alm zum Sattel unterhalb der Kärlsspitze. Es herrschte blauer Himmel und angenehme Temperaturen. In einem ständigen Auf und Ab auf 2500 m Höhe führte der Steig vorbei an der Versellscharte zur Gruberlenke. Vorbei an Stellungsbauten aus dem I. Weltkrieg ging es dem Tagesziel Toblacher Pfannhorn (2663 m) entgegen. Einer flachen Kuppe mit einer gewaltigen Rundumsicht – von den Zentralalpen bis zu den Dolomiten mit den Drei Zinnen. Es folgte ein Abstieg in steilen Kehren und zwangsläufig auch auf Asphaltstraßen nach Toblach. »Dort holte mich meine Frau wieder ab.«

Elfte Etappe: Nach einem vorgezogenen Frühstück ging es wieder mit dem Auto nach Toblach zum Start der letzten Etappe. Der Weg zur Dreischusterhütte führte an den Nordhängen von Gantraste und Haunold entlang. Teilweise auf steilen Forstwegen, aber überwiegend auf Steigen in ständigem Auf und Ab. 15 Gräben waren dabei zu queren und es war gut, dass sie kein oder kaum Wasser führten. »Um die Mittagszeit erreichte ich die herrlich an einer Hochebene gelegene, aber leider geschlossene Dreischusterhütte.« Ursprünglich hatte Hell hier eine Übernachtung geplant. »Ein strahlend blauer Himmel mit dem Panorama der Dolomitengipfel ließ das Bergsteiger-Herz höher schlagen.«

Ein abwechslungsreicher Steig führte weiter hinauf auf das Gwengalpenjoch, das den Blick auf die Drei Zinnen frei gab. Nur noch eine halbe Stunde war es jetzt bis zum finalen Ziel der Tour, der Dreizinnenhütte. »Obwohl ich schon mehrmals hier war, sind die drei fast allein stehenden Türme der Zinnen immer wieder beeindruckend. Glücklich über das Geschaffte trat ich den Abstieg ins Fischleintal an.« Und dort endete Hells Alpenüberquerung Von der Kampenwand zu den Drei Zinnen.

 

Tourdaten:

Erste Etappe: Marquartstein -Priener Hütte, 10,5 Stunden Gehzeit, 2013 Hm im Aufstieg, 1210 Hm im Abstieg.

Zweite Etappe: Priener Hütte -Stripsenjochhaus, 7 Stunden, 
21,6 km, 1002 Hm, 835 Hm.

Dritte Etappe: Stripsenjochhaus - Ellmau, 10 Stunden, 14 km, 1162 Hm, 1921 Hm.

Vierte Etappe: Ellmau - Aschau,
6 Stunden, 20 km, 805 Hm, 612 Hm.

Fünfte Etappe: Aschau - Krimml, 9 Stunden, 27,3 km, 1362 Hm, 1311 Hm.

Sechste Etappe: Krimml - Warnsdorfer Hütte, 7 Stunden, 
21,2 km, 1349 Hm, 78 Hm.

Siebte Etappe: Warnsdorfer Hütte - Lenkjöchlhütte, 8,5 Stunden, 16,5 km, 1607 Hm, 1366 Hm.

Achte Etappe: Lenkjöchlhütte - Reichenberger Hütte, 9,5 Stunden, 18,9 km, 1397 Hm, 1396 Hm.

Neunte Etappe: Reichenberger Hütte - St. Magdalena (Gsiesertal), 9, 5 Stunden, 24,1 km, 876 Hm, 1988 Hm.

Zehnte Etappe: St. Magdalena - Toblach, 8 Stunden, 22,1 km, 1410 Hm, 1632 Hm.

Elfte Etappe: Toblach - Fischleinboden, 10 Stunden, 26,5 km, 1795 Hm, 1569 Hm.