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Die drei brillanten Salzburger Musiker Georg Winkler (Klarinette), Hubert Kellerer (Akkordeon) und Peter Aradi (Kontrabass) hat ihre Liebe zu Klezmermusik zusammengeführt. (Foto: Marietta Heel)

»Bei mir bist du scheen«

Mit einem Lied, »das wir niemals üben, aber immer spielen«, verabschiedete sich das Salzburger Trio »The Klezmer Connection« von seinem hellauf begeisterten Publikum in der Traunsteiner Kulturfabrik NUTS.


Dabei handelte es sich natürlich um »Bei mir bist du scheen«, den weltweit wohl bekanntesten jüdischen Song aller Zeiten, mit dem die Andrew Sisters 1937 fünf Wochen lang an der Spitze der Billboard-Charts standen und als erste weibliche Gesangsgruppe eine Goldene Schallplatte gewannen.

Nicht so bekannt, aber kaum weniger beschwingt und lebensfroh klangen die gut zehn Stücke, die Georg Winkler (Klarinette), Hubert Kellerer (Akkordeon) und Peter Aradi (Kontrabass) zuvor unter dem launigen Programm-Titel »Meschugge 2.0« präsentiert hatten. Drei brillante Musiker aus dem Raum Salzburg, die ihre Liebe zur Klezmer-Musik zusammengeführt hat, eine Bezeichnung, die vom althebräischen Wort für ein Instrument namens »kle« herrührt, und von »zemer«, was für Stimme und Gesang steht.

Klassisch ausgebildet am Mozarteum in Salzburg, an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien oder in Ungarn, transportiert das Trio demzufolge seit 25 Jahren und auf drei Kontinenten die reiche Tradition jiddischer Musik ins Heute und vereint dabei so sensibel wie kraftvoll Lebensfreude, Melancholie und Sinnlichkeit zu einem einzigartigen Klanggemälde.

Als Einstieg wählten die drei Musiker das Stück »Seymar‘s Bar-Mitzwa«, komponiert von dem 1921 aus der Ukraine in die USA emigrierten Dave Tarras anlässlich einer religiösen Feier seines Sohnes. Angeführt von Georg Winklers virtuosem Klarinettenspiel und meist sachte beginnend, dann aber immer schneller und schneller werdend und verquickt mit improvisatorischen Freiheiten, steigerte sich der Einsatz der drei Vollblutmusiker dabei immer wieder bis zum rauschhaften Finale, dem sich kaum ein Zuhörer entziehen konnte.

Das Trio verschaffte so einen nachhaltigen Eindruck, wie vergnügt und mit welchem Elan die jüdische Bevölkerung im südosteuropäischen Raum einst ihre Hochzeiten, Geburtstage oder sonstigen Feste gefeiert hatte. Lebenszeichen einer längst untergegangenen Kultur, die uns heute angesichts der politischen Entwicklungen dort umso mehr berühren.

Einzelheiten zu den jeweiligen Tänzen (Bulgas) oder jüdischen Walzern (Horas) erläuterte Georg Winkler dabei so knapp wie humorvoll, angefangen mit Verweisen auf die (geografische) Herkunft der Lieder bis zu Besonderheiten wie den Umstand, dass eines der Lieder (»Tsimmes«) ein Rezept für ein jüdisches Gericht beschreiben würde oder dass mit dem Titel »9.40« die Abfahrtszeit eines Zuges gemeint sei. Zuletzt drohte er noch scherzhaft, dass sie auch schon sechs Stunden lang gespielt hätten, sich dieses Mal aber mit eineinhalb Stunden begnügen wollten. Trotzdem ein wenig schade, aber vielleicht kommen sie, angespornt vom stürmischen Applaus, im nächsten Jahr ja wieder nach Traunstein.

Wolfgang Schweiger