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Bergsteiger Thomas Huber (Zweiter von rechts) brachte sein Buch an der Geschäftsstelle der DAV-Sektion Traunstein vorbei – sehr zur Freude des Vorsitzenden Hans Gfaller (von links), Willi Schwenkmeier und Fritz Petermüller, auf dessen Initiative hin die Alpin-Bibliothek 2016 eröffnet wurde. (Foto: Brenninger)

Der nächste Schatz für die Alpin-Bibliothek

Lange Zeit ist es ziemlich still gewesen in der Alpin-Bibliothek der Alpenvereinssektion Traunstein. Sie musste wegen der Corona-Pandemie ihre Türen zuletzt teilweise ganz schließen. Doch untätig waren die Macher der Bibliothek, die sich in der Geschäftsstelle der DAV-Sektion unter den Arkaden befindet, in den vergangenen beiden Jahren freilich nicht. »Wir haben immer wieder neue Bücher gekauft«, berichtet Fritz Petermüller. Auf seine Initiative hin wurde die Bibliothek aufgebaut und im Oktober 2016 offiziell eröffnet. Mehr als 1300 Titel finden sich mittlerweile darin. Was Petermüller besonders freut: »Jetzt ist wieder Leben hier, die Bibliothek ist wieder voll zugänglich.«


Und seit ein paar Tagen ist sie auch um einen Schatz reicher. Bergsteiger Thomas Huber, der seit seiner Kindheit eng mit der DAV-Sektion Traunstein verbunden ist, verbrachte er im Chiemgau doch seine Jugend, brachte höchstpersönlich ein druckfrisches Exemplar seines ersten Buchs mit dem Titel »In den Bergen ist Freiheit – Ein wildes Leben« vorbei.

Zweieinhalb Jahre arbeitete Huber, der Ältere der beiden »Huberbuam«, intensiv an seinem Werk, das seinen Worten nach eine Hommage an die Gemeinschaft der Stone Monkeys ist. Besonders stolz ist der Kletterer und Extrembergsteiger darauf, dass er es selbst geschrieben hat – und keine Hilfe eines sogenannten Ghostwriters hatte. Und so hatte der Berchtesgadener nicht nur einmal beim Schreiben »Gänsehaut-Momente«, wie der 56-jährige Familienvater verrät.

»Und ein Buch zu schreiben, ist wie eine scheinbar unmögliche Wand zu durchsteigen«, erzählt er. »Sie war steil, eisig, schwierig und ich brauchte Geduld, kassierte Rückschläge.« Er habe aber nie aufgegeben. Besonders ergreifend sei für ihn deshalb auch der Augenblick gewesen, als er das erste fertige Exemplar seines Buchs endlich in Händen hielt – es war sozusagen der Gipfel. »Das war genau an meinem Geburtstag«, freut sich Thomas Huber immer noch sehr über diesen Augenblick. »Das war das schönste Geschenk.«

In seiner Autobiografie erzählt Thomas Huber, der unter anderem schon den Piolet d'Or und den Bayerischen Sportpreis in der Kategorie »Botschafter des bayerischen Sports« erhielt, von seiner Kindheit und natürlich auch von seinen ersten Momenten in den Bergen. Auch die Alte Traunsteiner Hütte auf der Reiteralpe darf darin freilich nicht fehlen – und dort gab es ja die eine oder andere legendäre Feier. »Jugendsünden« seien das gewesen, betont Huber schmunzelnd. »Wir waren schon brutal unterwegs.«

Er berichtet in seinem Werk, das für ihn »eine philosophische Reise« ist, auch über das Leben in seiner Heimat – über den Brauchtum der dort gelebt wird. Etwa der Buttnmandlauf in der Weihnachtszeit und selbstverständlich nahm er daran auch schon selbst teil.

Natürlich widmet sich ein großer Teil des Buchs auch seinen zahlreichen Abenteuern und Expeditionen. Thomas Huber erzählt über seine großen Erfolge, seine Erstbegehungen, aber auch über die tragischen Verluste, die er in all den Jahren erleben musste. Er selbst überlebte einen schweren Unfall nur knapp.

»Mein Weg ist und war für mich der richtige«, betont Thomas Huber, der auch Sänger der Rockband Plastic Surgery Disaster ist. »Ich werde aber nie zu jemanden sagen, gehe meinen Weg nach. Ich trete keine Fußstapfen für andere.«

Bis zur letzten Minute arbeitete er daran. Noch im Flugzeug auf dem Weg zu einer Expedition in Indien korrigierte er die letzten Passagen in seinem Werk – und am Ende war er unfassbar stolz darauf, »weil das Buch authentisch geworden ist. Ich beschreibe die Dinge so, wie sie sind oder sie eben waren.« Es sei ihm vor allem wichtig, etwas weitergeben zu können. »Der Bergsport ist eine Kunst – wir sind ein Teil davon.«

Sein Buch ist ab sofort auch ein Teil der Alpin-Bibliothek der Traunsteiner – dort steht nun übrigens auch der alte Stromgenerator der Traunsteiner Hütte (siehe eigener Artikel). Die Neuerwerbungen der Sektion sind auch gleich im Empfangsraum der Geschäftsstelle aufgebaut, dort wird also auch das Buch von Thomas Huber vorerst seinen Platz finden. Später dann wandert es ein paar Räume weiter in die Alpin-Bibliothek, die reich an Schätzen ist. Etwa die Ausgaben des »Klettermaxl«. Die Werke wurden von der damaligen Traunsteiner Jungmannschaft von 1977 bis 1982 unter der Federführung von Willi Schwenkmeier, der jetzt auch Thomas Huber bei seinem Buch mit Rat und Tat zur Seite stand, herausgebracht.

Gleich im ersten der beiden Räume findet man wichtige Bücher der Alpin-Geschichte oder auch historische Berg-Erlebnisbücher. Was der Vorsitzende Hans Gfaller dabei besonders interessant findet, sind die Gletscherdarstellungen von damals. »Da sieht man, wie der Klimawandel voranschreitet«, betont er. Und auch frühere Wegbeschreibungen seien mittlerweile oft nicht mehr begehbar.

In der Alpin-Bibliothek stehen den Mitgliedern dann auch wichtige Nachschlagewerke wie etwa das Lawinen-Buch, an dem auch Sektionsmitglied Jan Mersch mitgewirkt hat, zur Verfügung. »Das ist auch ganz wichtig für unsere Übungsleiter«, weiß Petermüller.

Er weist auch darauf hin, dass die Sektion den Bereich der Wanderführer stetig ausbaut und erneuert. Zudem sind alle Karten, die der DAV veröffentlicht, verfügbar. »Es ist auch eine kostenlose Ausleihe für alle Mitglieder und für andere Sektionen möglich«, betont Fritz Petermüller noch. Die DAV-Sektion unter den Arkaden an der Bahnhofstraße 18 b hat am Montag und Mittwoch von 10 bis 12 Uhr geöffnet und am Dienstag und Donnerstag von 16 bis 18 Uhr. In dieser Zeit kann auch die Alpin-Bibliothek besucht werden. 

Neue Bleibe für den alten Stromgenerator

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Die beiden Vorsitzenden der DAV-Sektion Traunstein, Hans Gfaller und Julia Jobst, begutachteten bei ihrem Akten- und Bücherstudium den neuen Tisch in der Alpin-Bibliothek. Dort ist auch der alte Stromgenerator der Alten Traunsteiner Hütte perfekt untergebracht. (Foto: Mittermaier)

Der alte Stromgenerator, mit dessen Hilfe auf der Alten Traunsteiner Hütte das elektrische Licht eingeführt wurde, hat in den vergangenen Jahrzehnten eine lange Reise hinter sich, nun hat er eine endgültige Bleibe gefunden – und zwar in der Alpin-Bibliothek der DAV-Sektion Traunstein.

»Es ist ein Schmuckstück«, betonte der ehemalige Vorsitzende der Sektion, Alfhart Amberger. »Es spiegelt die technische Entwicklung in der Energieversorgung der Berg- und Schutzhütten wider.«

Das Licht auf der Hütte sei damals eine großartige Sache gewesen, erinnerte er sich zurück. Die 1901 erbaute Alte Traunsteiner Hütte wurde 1931 mit elektrischem Licht ausgestattet. Dazu wurde ein gemauerter Anbau am Mulistall erstellt, der heute noch steht und in dem sich der Maschinen- und Batterieraum befanden.

Beim Bau der Neuen Traunsteiner Hütte im Jahr 1938 setzte man das Stromaggregat von der Alten in die Neue Hütte um. Geplant war ja, dass die Alte Traunsteiner Hütte abgerissen werden sollte. »Dazu ist es Gott sei Dank nicht gekommen«, betonte Amberger, dem dieses Gebäude sehr ans Herz gewachsen ist. Bis nach dem 2. Weltkrieg hat das Stromaggregat die Neue Traunsteiner Hütte mit Licht versorgt. In den 50er Jahren wurde es dann durch ein Drehstorm-Dieselaggregat ersetzt.

Als der Generator dann nicht mehr gebraucht wurde, ging er für einige Jahre ins Alpine Museum auf die Praterinsel nach München. Mit dem dortigen Umbau, der Mitte 2023 abgeschlossen sein soll, fand der Stromgenerator den Weg zurück nach Traunstein.

Dort wollte man den Generator aber nicht einfach in die Abstellkammer stellen – und hatte eine geniale Idee! In der Alpin-Bibliothek befindet sich nun ein eigens angefertigter Tisch, unter dem der Generator dank des schreinermeisterlichen Geschicks von Franz Mittermaier nun eine passende Bleibe gefunden hat. Rundherum ist der Tisch mit Glasplatten versehen, damit das Gerät auch von allen Seiten bestaunt werden kann. »Jetzt hat der Generator endlich einen Platz gefunden, der ihm gebührt«, freute sich auch der Sektionsvorsitzende Hans Gfaller.

H/SB