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Es wurde auch Zeit: Auf der Hochwildalm ist das Hüttenleben nach dem zweiten Corona-Lockdown wieder angelaufen. (Foto: Stephanie von Aretin/dpa-tmn)

Endlich wieder Kaiserschmarrn am Berg – Doch auch in Hütten und Almen gibt es Corona-Regeln

Freundlich begrüßen die Hausschafe Lisa und Mara die Wanderer. Sie haben es sich im Schatten der Bochumer Hütte bei Kitzbühel bequem gemacht. Hüttenwirtin Ilona Hultsch war noch kurz im Tal und hat neue Gasflaschen geholt. Sie darf wieder Gäste empfangen. Seit dem 18. Mai ist die Hütte auf 1432 Metern Höhe, die auch als Kelchalm bekannt ist, wieder offen. 


Nicht nur in Österreich, auch in Bayern sind die Hütten inzwischen wieder offen. Anmeldung, Abstand, negativer Test: Noch gibt es viel zu beachten. Ilona Hultsch bleibt trotzdem entspannt: »Vor allem Familien tut es gut, wenn mal nichts scheppert außer den Kuhglocken. Sie waren so lange eingesperrt«, sagt die gelernte Sozialarbeiterin. »Deshalb werde ich alle Regeln ganz brav befolgen.«

Wenn der Rucksack gepackt wird, sind neben den üblichen AHA-Regeln ein paar mehr Dinge zu beachten. Jeder Tagesgast muss sich registrieren – das gilt für alle Hütten in Deutschland und Österreich. Da viele Wirte die Kontaktdaten digital verarbeiten, ist es ratsam, ein Handy dabeizuhaben. Auch eine Maske sollte im Rucksack sein, schon falls man auf dem Weg aufs Klo durchs Haus gehen muss.

Für Außen- und Innengastronomie gilt in Österreich die 3G-Regel: geimpft, genesen, getestet. Mit den entsprechenden Nachweisen darf man auf Terrassen und in Gaststuben. Seit dem 10. Juni sind größere Gruppen an einem Tisch erlaubt.

In den bayerischen Alpen freilich bleibt es kompliziert. Ob drinnen oder draußen gespeist wird, wie viele Personen aus wie vielen Hausständen am Tisch sitzen dürfen: All das ist von der Inzidenz im jeweiligen Landkreis abhängig. Immerhin sind seit dem 7. Juni Lockerungen in Kraft. So ist die Testpflicht für Tagesgäste bei Inzidenzen unter 50 in den Landkreisen aufgehoben und zehn Personen aus unterschiedlichen Haushalten plus Kinder dürfen an einen Tisch.

Auf mehrtägigen Hüttentouren ist jeder Gast in den bayerischen und österreichischen Alpen aufgefordert, vorher zu reservieren. Ein eigener Schlafsack, ein Kopfkissenbezug und ein Handtuch müssen im Rucksack sein. Nur eine Gruppe aus einem Zimmer darf gemeinsam den Waschraum benutzen. Danach muss gelüftet und desinfiziert werden. Für mehrtägige Touren sollte man Testsets mitnehmen.

Auch hier haben Bayern und Österreich im Detail unterschiedliche Vorgaben: Für die Schlaflager in Bayern gilt aktuell eine Maximalbelegung von zehn Personen, für Geimpfte und Genesene ist der Status noch nicht klar. In Österreich dürfen sie mit anderen Gruppen zusammengelegt werden.

Vor jeder Wanderung ist es also ratsam, sich telefonisch oder auf den Internetseiten der Hütten zu informieren. Einen guten Überblick über die Hütten der Sektionen gibt es beim Deutschen Alpenverein (DAV). Mehr denn je sind Planung und Eigenverantwortung gefragt.

An einem Sonntagvormittag, wenn Ärzte und Apotheken geschlossen haben, bilden sich vor den Teststationen im Raum Kitzbühel schon mal größere Schlangen. Cleverer ist es, sich selbst zu Hause zu testen.

Da weiter Abstandsregeln gelten, können die Wirte in diesem Jahr weniger Tische aufstellen. »An sonnigen Sommertagen könnte es eng werden«, warnt Hanspeter Mair vom DAV. Da hilft nur ein bisschen mehr Zeit einzuplanen oder eine eigene Brotzeit dabei zu haben.

Zurück in die Kitzbüheler Alpen: Wirt Tom Gaaß auf der Hochwildalm braucht gerade ein starkes Organ. Trotz Eingangstor mit QR-Code und Hinweistafel strömt eine ganze Gruppe einfach so auf die Terrasse. Der Regensburger gibt an der Theke nicht nur Getränke aus, er prüft nun auch Dokumente. Mit Partnerin Johanna Buß setzt er seit gerade erst einem Jahr auf 1557 Metern Höhe neben regionalen Spezialitäten konsequent auf vegane und herkunftsgeprüfte Speisen.

An einem der acht Tische auf der Terrasse sitzt das Ehepaar Lehner. Die Stammgäste aus Regensburg genießen Kaiserschmarrn, Tiroler Kasspatzln und frisch gebackene Nussecken.

Gut strukturiert und schnell sei die Anmeldung gewesen, sagt Manfred Lehner. Die Impfausweise hatten sie dabei – und mussten sie auch vorzeigen. Jetzt, da er zum ersten Mal wieder in der vertrauten Natur sitzt, kann er seine freudigen Gefühle nur mit einer großen Bewegung der Arme ausdrücken. »Die vielen Monate im Lockdown, das hat einen schon verändert«, sagt er. Stephanie von Aretin