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Der Berchtesgadener Spitzenkletterer Thomas Huber (rechts, hier mit dem ehemaligen Redakteur der Sendung »Rucksackradio« des Bayerischen Rundfunks, Ernst Vogt) bekommt in diesem Jahr – und zwar Ende August – den Paul-Preuss-Preis verliehen. (Foto: Helmberger)

Paul-Preuss-Preis geht in diesem Jahr an Thomas Huber

Die Persönlichkeiten für die Verleihung der Paul-Preuss-Preise, die zum zehnten Mal von der Internationalen Paul-Preuss-Gesellschaft (IPPG) vergeben werden, stehen fest: Träger des Hauptpreises ist der Berchtesgadener Spitzenkletterer Thomas Huber, der ältere der berühmten Huberbuam, die schon seit vielen Jahren das Freiklettern im Sinne von Paul Preuss geprägt haben.


Der seit 2021 vergebene Förderpreis für junge Spitzenkletterer geht heuer an zwei hierzulande sicher unbekannte Kletterer, nämlich an die beiden argentinischen Brüder Pedro und Tomas Odell, die in Südamerika zu den vielversprechendsten Klettertalenten gehören und bereits mit großartigen Leistungen in ihrer patagonischen Heimat, dem Kletterzentrum El Chalten, auf sich aufmerksam gemacht haben.

»Flagge« zeigt die IPPG aus aktuellem Anlass: Sie ehrt den ukrainischen Spitzenkletterer Mikhail Fomin, stellvertretend für die Klettergilde dieses vom russischen Angriffskrieg heimgesuchten Landes am Rande Europas (wir berichteten bereits).

Der 55 Jahre alte Thomas Huber, der ältere der Huberbuam, hatte seine erste spektakuläre Klettertour in den 90er-Jahren mit »End of Silence« am Feuerhörndl auf der Nordseite der Reiteralm in den Berchtesgadener Bergen gemeistert; viele weitere, auch in Alpinkreisen kaum für möglich gehaltene Routen in den Alpen und an den Bergen der Welt folgten. Den XI. Grad hat Thomas – ebenso wie sein Bruder Alexander – auch geschafft, nämlich bei der zweiten Rotpunktbegehung in der Route »Adrenalin« in Karlstein in den Berchtesgadenern. Zahlreiche Erst- und Zweitbesteigungen, unter anderem am Latok im Karakorum/7108 m), im Yosemite (El Capitan), am Shivling, am Ogre, Speedrekorde im Yosemite oder die dritte Winterbesteigung der Westwand des windumtosten Eispanzers Cerro Torre in Patagonien: Thomas Huber zählt damit – und an vielen anderen schwierigsten Wänden – seit vielen Jahren zur internationalen Elite der Kletterer.

Dabei geht es Thomas – ebenso wie seinem Bruder Alexander, der 2017 den Paul-Preuss-Preis erhielt – im Sinne ihres Idols um eine nachhaltige Art des Kletterns, um den Respekt vor der Wand und der Natur, By Fair Means, wie es so schön heißt, und um die Preusssche Philosophie, wonach das Können das Maß des Dürfens ist.

Seit 2021 vergibt die Internationale Paul-Preuss-Gesellschaft auch einen Förderpreis für junge Alpinisten. Nach dem Steirer Mich Kemeter, der 2021 als erster diesen mit 5000 Euro dotierten Preis bekam (von »Bergwelten« gesponsert), geht der diesjährige Nachwuchspreis an die argentinischen Brüder Pedro (geb. 2003) und Tomas Odell (geb. 2005). Aufgewachsen im Blickfeld der wohl kühnsten Berge unserer Erde, dem Fitz Roy und dem Cerro Torre, fanden die beiden über das Bouldern schon bald zu den großen Herausforderungen, und so standen sie schon in jungen Jahren auf dem Fitz Roy. Die beiden entwickelten sich zu den besten argentinischpatagonischen Seilschaften – ähnlich wie am anderen Ende der Welt die Brüder Thomas und Alexander Huber. Auch die Odell-Brüder hatten die Leidenschaft von ihrem Vater geerbt, sie tragen das gleiche Feuer in sich wie die Huberbuam, sie haben den Mut, einfach loszuziehen, es zu versuchen, aber auch zu wissen, wie weit sie gehen dürfen, um zu überleben.

Mit diesem Preis an die jungen Odell-Brüder wagt sich die Internationale Paul-Preuss-Gesellschaft erstmals aus den Alpen hinaus auf einen anderen Kontinent in der Erkenntnis, dass es leidenschaftliche und hochklassige Bergsteiger nicht nur in den Alpen gibt.

Der brutale Überfall Russlands auf die Ukraine vor gut vier Monaten hat den Blick Europas auf das flächenmäßig größte europäische Land gerichtet. Nicht so sehr im Fokus steht dabei die alpinistische Szene des Landes, die freilich mit großartigen Kletterern aufwarten kann. Einer davon ist Mikhail Fomin, der – unter anderem mit seinen Begleitern Nikita Balabanov und Wjatscheslav Polezhaiko mit dem Südostgrat der 7555 m hohen Annapurna III im Karakorum eine der letzten großen ultimativen alpinistischen Herausforderungen im Westen Nepals erfolgreich bewältigt hat. Die IPPG zeigt deshalb Flagge und stiftet heuer einen mit 3000 Euro dotierten Solidaritätspreis für Mikail Fomin, stellvertretend für die übrige Klettergilde seines Landes.

Bei der 10. Verleihung des Paul-Preuss-Preises am Samstag, 27. August, ab 17 Uhr im Messner Mountain Museum Firmian auf Schloss Sigmundskron bei Bozen wird der IPPG-Ehrenvorsitzende Reinhold Messner für Fomin die Laudatio halten, jene für Thomas Huber spricht dessen Freund und langjähriger Kletterkollege aus Jugendzeiten, der Bergführer Jan Mersch. Diese Preisverleihung, die heuer zum dritten Mal auf Schloss Sigmundskron stattfindet, verspricht wieder ein Treffen der alpinen Elite früherer Jahre und von jungen herausragenden Talenten zu werden.

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