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Am Ufer des Chiemsees entlang – hier mit Blick auf die Herreninsel – flogen Florian Schroll (rechts) und sein Passagier Benedikt König.

Tandem-Flug bis vor die Haustür

Florian »Flogge« Schroll ist ein passionierter Gleitschirmflieger – und jetzt hat er einen ganz besonderen Flug hinter sich gebracht. Mit dem »Tandem-Gleitschirm« ist er nun von der 1570 Meter hohen Hochries über eine 35-Kilometer-Strecke nach Truchtlaching geflogen und hat seinen Passagier Benedikt König quasi »nach Hause« gebracht.


Der 40-Jährige aus Staller zwischen Seeon und Truchtlaching betreibt sein Hobby schon seit 2014 und hat nach seinen Aussagen trotz der Corona-Pandemie »ein gutes Jahr 2020« hinter sich. Bislang hat er über 800 gemischte Solo- und Tandemflüge absolviert und insgesamt 435 Stunden reine »Airtime« verbracht.

Und wie kam es nun zu dem besagten Flug? »Ende Januar hatte ich auf Facebook und Instagram unter 'Spielplatz Natur' ein Gewinnspiel ausgeschrieben«, informierte Schroll. »Jeder konnte versuchen, die auf einem Foto dargestellten Sportarten zu erraten.« Die Teilnehmerzahl war zu seiner Überraschung nicht unerheblich. Aber es schafften letztlich nur elf Personen in den Lostopf, in dem schließlich König »der König« war und den Flug gewann.

Nachdem die Seilbahn auf die Hochries am Nordrand der westlichen Chiemgauer Alpen aktuell gezwungenermaßen keinen Betrieb hat, sind die beiden unter Einhaltung der Corona-Regeln von Aschau im Chiemgau zu Fuß die 950 Meter in zwei Stunden mit Sack und Pack von jeweils zehn bis 15 Kilogramm pro Mann auf dem Rücken durch schneereiches Berggelände bis hin zum Startplatz aufgestiegen. Dort war wegen des guten Flugwetters einiges los.

»Wir hatten es schon im Hinterkopf, bis nach Truchtlaching zu fliegen«, berichtete der Pilot. »Aber so richtig entschieden habe ich es nach gut 40 Minuten und einer Flughöhe von 2200 Metern.«

Entscheidend ist dabei, die Höhe so gut es irgendwie geht, zu halten, um das Vorhaben umzusetzen. »Hierzu muss man seine Sinne mit Sehen, Riechen, Fühlen und Hören schärfen.« Über Prien und Rimsting ging es am Ufer des Chiemsees entlang. Dabei hatten die beiden unter anderem auch einen imposanten Blick hinunter auf die drei Inseln und auf das mächtige Schloss Herrenchiemsee. »Aber auch der Blick zurück in Richtung Kampenwand und der Alpenkette hatte es an diesem Tag in sich.«

Florian Schroll hätte aber beinahe improvisieren müssen. »Natürlich habe ich einen Plan B im Hinterkopf gehabt, denn der Flug ist eine gewisse Achterbahnfahrt. Zwischendurch hatten wir auch mal eine Minimalhöhe von nur 350 Metern über Grund, die mit dem Tandem relativ schnell verbraucht sein kann.« Schroll erklärte: »Darum fliegt man in der Regel auch nicht über den See, damit man jederzeit am Festland landen kann.« Die Sicherheit geht dem Hobbyflieger über alles.

Als die beiden das nordwestliche Eggstätt mit seiner Seenplatte erreicht hatten, waren sie nach ein paar Thermikkreisen wieder auf 1800 Metern über dem Meeresspiegel und das Ziel, in Königs Heimat Truchtlaching zu landen, rückte näher. Über Seebruck hatten sie dann den gesamten See mit seiner grün-blauen Farbpracht im Blick und auch ein herrliches Bergpanorama vor sich. Ein erstes Etappenziel hatten sie jetzt mit dem Überfliegen des Gemeindegebiets erreicht. Dort nutzten sie dann nochmals eine gute Thermikquelle. In einer Höhe von 1450 Metern ging es weiter in Richtung Truchtlaching. »Im Bereich der Alz in Richtung Höllthal drehten wir noch eine kleine Sightseeing-Runde extra, ehe wir uns entschlossen haben, dass wir auf Hochöd landen«, erzählte der Pilot.

Er berichtete auch noch von ein paar kleinen Schwierigkeiten: »Dem Passagier war's nach zehn Minuten Flug sauber zu kalt. Das Thermikkreisen und die extrem kalten Temperaturen machten sich bereits zu Beginn bemerkbar und schlugen ihm ein wenig auf den Magen«, sagte Schroll. »Für mich als Pilot war es nicht einfach. Durchhalteparolen waren gefragt.«

Auch die Landung war noch eine kleine Herausforderung. Es galt, sie sicher zu stehen, aber alles war am Ende gut! »Wir sind auf unseren Protektoren am Hintern gelandet – und so war der erste Tandem-Heimflug perfekt!«

td