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Stephan Bauer mit seinem Buch »Warum ich nicht mehr heirate« im NUTS in Traunstein. (Foto: Bischlager)

Vor der Ehe wollt' ich ewig leben

So unvermittelt der Kabarettist Stephan Bauer die Bühne betritt, steigt er auch gleich in das Thema seiner Vorstellung ein, das so alt ist wie die Menschheit: Beziehungen und die damit verbundenen Probleme, insbesondere ihre legalisierte Form, die Ehe. Ist sie denn in unserer heutigen Zeit angesichts der vielen Scheidungen zu einem Auslaufmodell geworden?


Gnadenlos wird dies von ihm anhand vieler Beispiele pointenreich hinterfragt, und dies sichert ihm fast pausenlose Lacher, denn Bauer versteht es glänzend, sein Publikum mit an sich ernsten Überlegungen humorvoll zu unterhalten. Bauer braucht keine Requisiten, in lockerem Plauderton wendet er sich vom Bühnenrand aus direkt an die Zuschauer, setzt sich nur manchmal kurz auf den einzigen Hocker. Sein virtuos gebrauchtes Medium ist die Sprache.

Endlich kam diese Veranstaltung im NUTS beim dritten Anlauf zustande, denn frühere Termine wurden durch den Corona-Lockdown vereitelt, in welcher kritischen Zeit angeblich nur drei Dinge Bauers Ehe retten konnten: Riesling, Chianti, Sauvignon.

Lässig räsonierte er weiter über Seitensprünge, die einer langjährigen Beziehung vermeintlich mehr Schwung verleihen würden. Wie soll sich ein Ehemann mittleren Alters gegen die Attraktivität eines muskelgestählten Fitnesstrainers behaupten können, noch dazu, wenn er selbst sportliches Training als Nahtoderfahrung empfindet? Dem Haustier würde ebenfalls oft mehr Zuwendung gewidmet als dem Gatten, der den Mops seiner Frau wirklich nicht als echten Hund betrachten kann.

Das viele Reden der Frauen und das vernachlässigte Äußere ihrer Männer gäben die meisten Anlässe zu Streitereien. Folglich ideales Paar: tauber Mann – blinde Frau! Auch unterschiedliche Ansichten über Ordnung und Hygiene zeigten einen dabei genetisch bedingten Kompetenzvorsprung der Frau gnadenlos auf. Die Forschung liefert andererseits zahlreiche Beweise über divergierendes Sexualverhalten, wonach Männer einfach schutzlos ihren Trieben ausgeliefert wären.

Wenig erfolgreich erwies sich die Konsultation eines Paartherapeuten, denn auch dort gab die Ehefrau den Ton an. Äußerte der Mann einmal wirklich eine eigene Meinung, hätte doch die Frau immer Recht. Guten Rat bot dann ein Pfarrer an (der auf seine Erfahrungen aus dem Beichtstuhl zurückgreifen kann), dass doch das Eheversprechen gute und schlechte Tage beinhalte, das heißt, man sollte den anderen annehmen, so wie er ist.

Der Zeitgeist scheint eine sexuelle Leistungsgesellschaft zu suggerieren, jeder brauche einen tollen Körper und Fremdgehen sei durch einschlägige Apps als florierender Wirtschaftszweig ganz alltäglich geworden. Und doch: Sollten wir für eine halbe Stunde Spaß vielleicht unser Leben zerstören? Warum brächen heute so viele Ehen auseinander? Liegt es etwa an einer perfektionistischen Lebenseinstellung, dass mir ein Partner 150 Prozent Spaß bieten muss? »Kein Mensch auf der Welt kann Ihnen das geben«, erklärte Bauer ernsthaft, ohne zu moralisieren. Jeder müsse schon bei sich selbst anfangen. Seine witzigen Kommentare fasste er in seinem Buch »Warum ich nicht mehr heirate« zusammen, das er am Schluss eines so heiteren, wie geistreichen Kabarettabends vorstellte. Margit Bischlager