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Raceboarderin Ramona Hofmeister will im letzten Saisonrennen auch noch die dritte Kristallkugel abräumen und sich das »Triple« holen. (Foto: Thomas Jander)

Voller Fokus auf das letzte Rennen

Bisher ist es eine Weltcup-Saison wie gemalt für Ramona Hofmeister (WSV Bischofswiesen). Zuerst der Gewinn der kleinen Kristallkugel im Parallel Riesenslalom, ein Herzschlagfinale gegen die japanische Konkurrentin Tsubaki Miki auf der Piste im polnischen Krynica. Dann, vergangenen Freitag, die Absage des Saisonfinales am Obersalzberg und dadurch der vorzeitige Gewinn des Gesamt-Weltcups, weil Hofmeister im nun letzten Rennen am Samstag in Winterberg mit über 100 Weltcup-Punkten Vorsprung nicht mehr eingeholt werden kann.


 

Bei Lehrgang vom Gesamt-Weltcup erfahren

Für die Raceboarderin vom WSV Bischofswiesen ein Wechselbad der Gefühle, wie sie dem »Berchtesgadener Anzeiger« am Telefon berichtet: »Das ist alles unglaublich toll, aber auch ein bisschen surreal.« Bei einem Lehrgang in Italien hat sie von den Trainern erfahren, dass sie auch die große Kristallkugel für den Weltcup-Gesamtsieg mit nach Hause nehmen darf. »Das war ein ganz komischer Moment, aber dann sind auch schon die Teamkolleginnen zum Gratulieren gekommen«, lacht sie. Letztes Jahr hat sie den Gesamt-Weltcup buchstäblich im allerletzten Run am Götschen ganz knapp an Ester Ledecka verloren, heuer quasi der »kampflose« Triumph – »das gehört zum Sport dazu«, sagt die 27-Jährige. Gefeiert hat sie nicht in Italien, aber vorher, in Polen, da »gab es am Flughafen ein Bierchen«.

Jetzt steht aber Winterberg im Fokus: »Ich freue mich brutal auf Samstag, auf das letzte Rennen, und wenn ich dann die große Kugel bekomme, zum vierten Mal.« Die kleine Kristallkugel im Parallel Riesenslalom hat sie schon zum fünften Mal gewonnen, »darauf bin ich sehr stolz«.

Das »Triple« ist möglich

Und es könnte sogar noch besser kommen beim letzten Rennen: »Ich habe einiges vor in Winterberg.« Denn Ramona Hofmeister könnte den historischen Triple-Triumph schaffen und auch noch die kleine Kristallkugel im Slalom holen. Bisher ist das in der Snowboard-Geschichte erst zwei Sportlern gelungen, alle drei Kugeln zu gewinnen: 2014 der Schweizerin Patrizia Kummer und ein Jahr später dem Slowenen Zan Kosir.

Die Vorzeichen für Hofmeister sind gut, auch in der Slalom-Wertung führt sie aktuell: »Die letzten Jahre bin ich im Slalom nicht so überragend gewesen, deswegen ist das für mich was besonderes. Deswegen liefert sie die Kampfansage an die Konkurrenz gleich mit: »Ich fahre super-motiviert nach Winterberg, weil ich die große Kugel schon habe.«

Ein bisschen Wehmut schwingt allerdings bei ihr mit, wie sie gesteht. Denn nur zu gern hätte sie die Weltcup-Kugel vor heimischen Publikum in Empfang genommen: »Das ist noch spezieller, wenn das daheim ist. Ich wäre super-gern am Obersalzberg gefahren und habe bis zuletzt gehofft.« Denn mit dem kleinen Skigebiet vor ihrer Haustür verbindet sie etwas ganz besonderes: »Da habe ich meinen allerersten Snowboard-Kurs gemacht.«

Nun muss also die Siegesfeier erst einmal nach Winterberg verlegt werden, wobei sie da noch nichts konkretes in Sachen Party geplant hat. Womöglich schnallt sie nämlich das Snowboard nach dem letzten Weltcup-Rennen noch gar nicht ab: »Eventuell hänge ich noch den Europa-Cup in St. Moritz dran, das ist der Hang für die WM nächstes Jahr.«

Und auch danach gibt es noch keine Pause für Ramona Hofmeister, keinen Urlaub: »Erst stehen noch einige Tests an, ab April geht es wieder zur Polizei.« Möglicherweise mit drei Kristallkugeln im Gepäck.

Thomas Jander